Stress - Anti-Mobbing-Zollernalb

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Stress


Was genau ist Stress?

„Stress“ ist in den letzten Jahrzehnten zu einem populären Schlagwort in der Alltagssprache geworden, sei es als Entschuldigung für eigene Versäumnisse oder als knappe Beschreibung der allgemeinen Lebenssituation bzw. der individuellen Befindlichkeit. Stress meint dabei so viel wie Druck, Belastung und unangenehme Spannung.

Der Begriff Stress stammt ursprünglich aus der Materialforschung und bezeichnet dort eine Kraft (Stressor), die auf einen Körper einwirkt und eine Verformung bewirkt oder Spannung verursacht.
Der Mensch braucht für eine normale körperliche und seelische Entwicklung auch solche angemessene Belastungen, die zum Handeln, zur Anpassung zwingen. Der ungarisch-kanadische Mediziner Prof. Dr. Selye hat den Ausdruck Stress in unseren Sprachgebrauch gebracht. Er gilt als einer der Pioniere der Stressforschung.

Was sind Stressoren?

Stressoren sind stressauslösende Kräfte (Risikofaktoren), die für das Entstehen der Stresssymptome verantwortlich gemacht werden. Stressoren sind somit alle Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Stress auslösen.

Stressoren am Arbeitsplatz können sein:
Arbeitsverdichtung, Führungsmängel bei Vorgesetzten, Zeit- und Leistungsdruck, Multitasking, Ständige Erreichbarkeit, Überstunden, Mehrschichttätigkeit, Home Office, Hektik, Jährlich höhere Ziele – die erreicht werden „müssen“, Angst um den Arbeitsplatz, befristet und prekäre Arbeitsverhältnisse….

Das negative Image, das der Begriff Stress heute hat, wurde von Prof. Dr. Selye ursprünglich Disstress genannt. (Dis: schlecht, krankhaft). Stress, an den sich der Körper nicht anpassen kann und der zur Erschöpfung der Widerstandskraft führen kann, nannte er Disstress

Gibt es auch gesunden Stress?

Eustress ist laut Dr. Selye eine Bezeichnung für einen körperlich-seelischen Zustand, der auftritt, wenn man auf positive Weise gefordert ist. Unter Eustress fällt zum Beispiel die anregende Nervosität bei Verliebten, bei einer Hochzeit oder die Freude über die Geburt eines Kindes. Eustress ist nichts anderes als positiver Stress. Dabei kommt die Vorsilbe „Eu“ aus dem griechischen und bedeutet einfach „gut“; man kennt es aus Wörtern wie z.B. Euphorie. Wie unterscheidet man Eustress von „normalem“ Stress? Um Eustress von Disstress zu unterscheiden, verwendete János Selye eine Grundregel: Stress, der den Körper oder den Geist fördert, ist Eustress;

Welcher Stress macht krank?

Sind die Bewältigungsversuche der Person erfolgreich, so ist der Stress beseitigt. Wichtig dabei sind auch die Erholungs- und Ruhephasen, in denen die betroffene Person ihre Ressourcen (den Akku) wieder „aufladen“ kann. Gibt es keine oder zu wenig Ruhezeiten bzw. kann die Person die Situation nicht meistern, so hält die Stressreaktion an und kann zu schädlichen chronischen Folgen auf körperlicher und psychischer Ebene führen. Diese Folgen können nun selbst wieder zu Stressoren werden. Der Teufelskreis des Stress ist geschlossen.  

Welche Symptome kann Dauerstress auslösen ?

Auf der körperlichen Ebene:

  • Schwitzen ohne ersichtlichen Grund

  • Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen, Magen- oder Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme (Blutdruck, Puls)

  • Rasch erschöpft sein, generelle Müdigkeit, Schlafstörungen und Nachtschweiss


Auf der psychischen/emotionalen Ebene:

  • Gefühl der Niedergeschlagenheit, Deprimiertheit, Gefühl der Nutzlosigkeit

  • Selbstzweifel, Gereiztheit, Überempfindlichkeit

  • Pessimismus, Lustlosigkeit, nach der Arbeit schwer abschalten können

  • Unkonzentriertheit, Vergesslichkeit

  • Mühe mit Neuem, nur schwer entscheiden können


Auf der Verhaltensebene:

  • Vernachlässigung sozialer Beziehungen

  • Keine Pausen während der Arbeit, unregelmässiges Essen

  • Unnötige Fehler, Verwicklung in Unfälle oder Beinaheunfälle

  • Absenz von der Arbeit (erhöhte Fehlzeiten)

  • Erhöhter Energiebedarf  für dieselbe Leistung


Auch im Team bzw. bei Kollegen können bei Dauerstress folgende Stress-Signale beobachtet werden:

  • Ungeduld, Gereiztheit, offene oder verdeckte Aggressionen

  • Schlechte Zusammenarbeit, wenig Teamgeist

  • Häufige Krankheit, mehr Arbeitsunfälle und Beinaheunfälle

  • Zunahme von Fehlern und Betriebsstörungen


Werden diese Stress-Signale beobachtet, besteht eine stark erhöhte Konflikt- und Mobbinggefahr!

Warum wir immer öfters durch Arbeit krank werden?

Wie dramatisch die derzeitige Situation in der Arbeitswelt ist, zeigen die folgenden Fakten!

Als erstes das Ergebnis einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)!

Auszug: „Arbeitsverdichtung, Zeitdruck, mangelnde Wertschätzung – solche Arbeitsbedingungen sind keine Seltenheit.  Unter diesem konstanten Leistungsdruck entwickeln immer mehr Beschäftigte psychische Erkrankungen… um dem entgegenzuwirken, ist ein Umdenken in den Chefetagen notwendig. Vorgesetzte dürfen sich nicht nur auf den ökonomischen Erfolg konzentrieren, sondern müssen auch Wert auf ein soziales Arbeitsumfeld legen. Hierzu gehören sowohl ein angemessener Umgang mit Mitarbeitern, mit Angestellten, sowie auch die Arbeitsbedingungen, die den Beschäftigten mehr eigene Entscheidungen ermöglichen. Nur so können Arbeitsplätze entstehen, die psychischen Erkrankungen vorbeugen, statt sie zu fördern.“


Die Ärzte Zeitung schreibt im Jan. 2013: „Arbeitsstress wird zur Epidemie“!

Die Diplombiologin und Journalistin Carola Kleinschmid und Dr. med. Hans-Peter Unger beschreiben in ihrem Buch „Bevor der Job krank macht“, wie uns die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibt und was man dagegen tun kann.

Die Frühverrentungen haben seit Mitte der 2000er Jahre zugenommen. Laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung schieden 2011 rund 180.240 Menschen wegen Erwerbsunfähigkeit vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Psychische Erkrankungen sind dabei die häufigste Ursache für die Frührente. Quelle: Deutsche Rentenversicherung



Was können Betriebe tun um arbeitsbedingte Stresszustände und damit psychische Fehlbelastungen zu minimieren?

Psychische Fehlbelastungen wie arbeitsbedingte Stresszustände aufgrund von Leistungsverdichtung und Zeitdruck gehören für immer mehr Beschäftigte zum Arbeitsalltag – mit verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit. Seriöse wissenschaftliche Schätzungen und Untersuchungen führen pro Jahr ca. 20.000 tödlich verlaufende Herzinfarkte in Deutschland auf arbeitsbedingten Stress zurück. Kommen dann noch zusätzliche Stresssituationen im privaten Bereich dazu ( Pflegefall, Krankheit von Angehörigen, Eheprobleme usw.), dann ist  der  Hyperstress perfekt. Deshalb sind in einer solchen Situation präventive Maßnahmen im privaten wie auch betrieblichen Bereich unerlässlich, um einer eskalierenden Entwicklung (Depression, Burnout, Suizid) zu entgehen.

Betriebliche Gegenmaßnahmen und überbetriebliche Kampagnen, wie sie in den letzten Jahren u. a. im Rahmen der Aktion „Tatort Betrieb – Stress und psychische Belastungen“ von der IG Metall in Baden-Württemberg durchgeführt wurden sind deshalb sehr wichtig. Die hier gesammelten Erfahrungen zeigen: Eine Gefährdungsbeurteilung psychischer  Belastungen auf betrieblicher Ebene ist mit einfachen, nachvollziehbaren und praxistauglichen Instrumenten möglich und führt in der Konsequenz zu einer deutlichen Verbesserung der Belastungs- und Gesundheitssituation der Beschäftigten.

Seit 1996 gilt auch in Deutschland ein Arbeitsschutzgesetz, das den zwingenden rechtlichen Vorgaben der Europäischen Union folgen musste. Im Kern des Gesetzes geht es um das Ziel menschengerechter Arbeitsgestaltung und damit um einen ganzheitlichen, effektiven und präventiven, vorbeugenden Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Anders formuliert: Es geht um eine tatsächliche Humanisierung der Arbeit, um akzeptable Arbeitsbedingungen, die nicht nur die Entstehung von Gesundheitsstörungen und Erkrankungen verhindern, sondern den Beschäftigten ein sicheres, gesundes Arbeiten ermöglichen sollen.

Gesundheit wird dabei, wie in der bekannten Definition der Weltgesundheitsorganisation, nicht einfach als Abwesenheit von Krankheit verstanden, sondern als Zustand eines umfassenden Wohlbefindens.


Ziele eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM):
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist die bewusste Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse, mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Beschäftigten.
Mitarbeiterbefragungen, Workshops, Vorschlagswesen, Fehlzeitenmanagement, AU-Analysen der Krankenkassen, BEM Betriebliches Eingliederungsmanagement, Gesundheitsförderung (Raucherentwöhnung, Bewegungsangebote, Rückenschule, Verhaltensprävention), Suchtprävention, Führungskräfteschulung, Konfliktmanagement usw.

Gallup-Studie:

Eine erschreckende Entwicklung zeigt der aktuelle Engagement Index für Deutschland, den das Meinungsforschungsinstitut Gallup auf Basis einer repräsentativen, telefonischen Befragung von 2.198 Arbeitnehmern von August bis Dezember 2012 erstellt hat. 2001 rechneten sich nur 15 Prozent der Befragten zu den emotional ungebundenen Mitarbeitern, doch heute liegt dieser Anteil bei 24 Prozent.
Nur 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer fühlen sich an ihr Unternehmen gebunden und sind bereit, sich freiwillig für dessen  Ziele einzusetzen, d.h. 15 Prozent der Beschäftigten sind engagiert! Das bedeutet umgekehrt:
85 Prozent der Beschäftigten stehen nicht hinter ihrem Arbeitgeber, fühlen sich ihm nicht verpflichtet und setzen sich für die Unternehmensziele nur ein, weil sie es müssen. Erschreckende Zahlen! 61% machen Dienst nach Vorschrift und 24% haben bereits innerlich gekündigt!

Quellenverzeichnis:

Streß und Streßbewältigung
Heiner Vogel, Ulrike Worringen,Rudolph Friedrich Wagner & Heike Schäfer
IGM, START-Verfahren
zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen, Rolf Satzer
Prof. Dr. Hans Selye,
Pionier der Stressforschung
GALLUP Institut,
 Engagement Index für Deutschland
Hans-Peter Unger und Carola Kleinschmidt
/ Buchtitel: „Bevor der Job krank macht“
Deutsche Rentenversicherung


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